Am 18. August lief unser Schiff aus Vancouver aus und mittlerweile haben wir bereits zwei wunderbare und beeindruckende Landausflüge unternommen.
Unsere erste Station war Ketchikan. Dieses Städtchen zählt zu den vier regenreichsten Orten der Welt und wir waren auf alles gefasst. Wasser- und windabweisende Outdoorkleidung wurde extra angeschafft, Schals und dicke Mützen in den Koffer gepackt. Sogar Handschuhe haben wir dabei.
Bääh, und ausgerechnet an meinem Geburtstag sollten wir in Ketchikan sein. Doch am 20. August herrschte in Ketchikan strahlendster Sonnenschein und angenehme, sommerliche Temperaturen! Jeder, aber wirklich jeder Einheimische mit dem wir zu tun hatten, wurde nicht müde sich über das Wetter zu wundern und zu betonen, dass wir unglaubliches Glück hätten, denn solch´ ein Wetter sei höchst ungewöhnlich.
Nach einem grandiosen Sonnenaufgang liefen wir kurz nach dem Frühstück in Ketchikan ein. Für den Landausflug hatten wir uns für eine Fahrt mit dem Katamaran durch die „Misty Fiords“ entschieden. Die „Misty Fiords“ sind eine ausgedehnte Fjordlandschaft mit zerklüfteten Gebirgsketten, mit Wasserfällen die aus großer Höhe herab stürzen und mit üppigen Wäldern. Wie schon erwähnt, war das Wetter einfach nur traumhaft schön. Weit fuhr der Katamaran hinein in die Fjordlandschaft und wir konnten uns nicht satt sehen an all den Naturschönheiten. Unzählige Inseln sind wie von Riesenhand hineingeworfen in die Fjorde. Und dann dieses unvergleichliche Licht! Sanft und doch satt ließ es das Wasser von tiefgrün bis dunkelblau schimmern. Dann wieder tauchte es die Bergketten in gleißendes Licht, ließ sie funkeln und strahlen. Lachse sprangen und majestätische Weißkopfseeadler ließen sich durch uns nicht stören.
Wir ankerten in Juneau, der Hauptstadt Alaskas. Von hier aus machten wir eine Tour zum Mendenhall Gletscher, wanderten durch den Regenwald und später ging es zum Whalewatching. Man hatte uns garantiert, dass wir Wale sehen würden.
Der Mendenhall
Gletscher verzeichnet seit 100 Jahren einen dramatischen Rückgang und dort, wo einst die Eismassen das Land bedeckten, breitet sich der Regenwald immer weiter aus. Farne in fantastischen Variationen
bedecken Steine und Bäume. In den Bächen schwimmen dicke, fette Lachse. Manchmal kommen die Bären und holen sich ihre Beute. Wir sahen leider (?) keinen. Und dann ging es auf ein kleines Boot und
hinaus in die wilde Fjordlandschaft. Es war wieder eine atemberaubende Naturkulisse, wieder lachte die Sonne vom Himmel und wieder erzählte unser Guide, dass dies höchst ungewöhnlich sei.
Es war einfach wunderbar mit dem Boot durch diese Landschaft zu gleiten und wir konnten uns nicht satt sehen.
Und dann war es so weit! WALE! Und zwar waren es gigantische Buckelwale. Atemberaubend, unglaublich schön, fantastisch und unvorstellbar beeindruckend wie sich diese Giganten aus dem Meer erhoben.
Teilweise tauchte sogar eine ganze Gruppe von 5 bis 6 Tieren aus dem Wasser auf. Es schaute aus, als führten sie ein Wasserballett auf. Uns allen blieb fast der Atem stehen vor lauter Staunen
und, ja, auch Ergriffenheit. Es wird für mich immer unvorstellbarer, dass man diese wunderbaren Tiere oftmals so sinnlos abschlachtet.
Nach gut zwei Stunden tuckerten wir zurück in den kleinen Hafen. Wir waren randvoll mit unfassbar schönen Eindrücken und auch richtig müde.
Wir erwachten in Skagway und was war? Natürlich! Die Sonne schien!
Wir wollten heute mit der „White Pass Scenic Railway“ bis hoch auf den Pass fahren. Gut drei Stunden würde diese Tour dauern.
Bevor es los ging, bummelten wir noch ein wenig durch das kleine Städtchen. Rund 1800 Menschen leben hier. Doch einst waren es bedeutend mehr. Als nämlich 1896 erste Nachrichten über Goldfunde die Städte der USA erreichten und der „Goldrausch“ begann, wurde Skagway das Tor zum Yukon und innerhalb von nur einem Jahr wuchs die Bevölkerung auf über 10.000 an! Nur wenige Jahre später stellte sich Ernüchterung ein. Der Goldrausch war vorbei. Doch noch heute stammen viele Gebäude Skagways aus dieser Zeit. Skagway ist eingebettet in eine Landschaft von Bergen, Flüssen und tiefen Wäldern. Und die leichteste Möglichkeit diese Landschaft zu erleben, ist eine Fahrt mit der historischen Scenic Railway. Gleich hinter den Schiffsanlegestationen befindet sich der historische Bahnhof und von dort startete die Tour, die uns bis hinauf auf den 1003 m hohen White Pass führte.
Diese historische Eisenbahntrasse wurde während des Goldrausch quer durch das Gebirge getrieben. Die Bahn sollte nämlich Skagway, mit seinem Zugang zum Meer, mit Whitehorse und den im kanadischen Yukon-Gebiet gelegenen Goldfeldern verbinden. Heute kann man mit der historischen Bahn nur noch 32 Kilometer befahren. Doch diese Fahrt ist wirklich einmalig. Ganz langsam rumpelten die Waggons hoch hinauf auf den Pass. Unterwegs boten sich unvergleichliche Ausblicke in tiefe Schluchten mit reißenden Wasserfällen und die grandiose Bergkulisse nahm uns (wieder einmal...) ganz gefangen. Wir sicherten uns einen Platz ganz hinten im letzten Waggon und hatten von dort direkten Zugang auf die Plattform. So konnte ich hemmungslos und ungehindert fotografieren.
Viel zu schnell ging die Fahrt vorbei. Wir hätten noch ewig schauen und staunen mögen. Am nächsten Morgen verließ unser Schiff Skagway und die nächsten beiden Tagen waren wir ausschließlich auf See. Wir kreuzten nämlich im Glacier National Park und vor dem Hubbard Gletscher.
„This is one of those really rare days in Alaska!“
Wieder und wieder hörten wir diesen Satz auch an diesem Satz, denn, wie bereits seit Beginn unserer Reise, herrschte strahlender Sonnenschein! Wir waren gleich um 6 Uhr aufgestanden, hatten uns warm eingemummelt und waren zum Frühstück auf das oberste Deck gegangen. Noch wehte ein kühler Wind der unseren Kaffee, den Toast und das Omelett rasch auskühlte. Doch was macht das schon, wenn man umgeben ist von einer unfassbar schönen Landschaft? Ganz, ganz langsam fuhr unser Schiff immer tiefer hinein in den Fjord. Eine Rangerin des Glacier National Parks befand sich an Bord und erklärte viele Details über die Umgebung, die Entstehung der Gletscher und ihre Bewegungen. Und natürlich kam dazwischen immer wieder der Satz: „You all can be very happy, ´cause this is one of those really rare days here in Alaska!“
Ach, dieser Tag hätte nicht schöner sein können! Keine Wolke am Himmel, das Meer glitzerte in tiefstem Blau, dann wieder in intensivem Smaragdgrün. Kleine, putzige Seeotter tauchten auf, drehten sich im Meer, ja machten regelrechte Purzelbäume um dann wieder blitzschnell abzutauchen. Immer mehr Eisbrocken trieben im Wasser.
Und dann ragten sie plötzlich vor uns auf: die majestätischen, Schnee und Gletscher bedeckten Berge. Vor dem azurblauen Himmel ein grandioser Anblick!
Unser Schiff verlangsamte seine Fahrt, ja, schien fast zu stehen. Der vorher starke und böige Wind legte sich. Stille. Immer näher und näher kamen die verschiedenen Gletscher, deren Zungen ins Meer münden. Von der intensiven Sonne beschienen glitzerte das Eis dieser Gletscher in hellstem Blau, changierte bis ins Smaragd und war durchzogen von braunen und schwarzen Linien. Auf einer Eisscholle saß gelassen ein Weißkopfseeadler.
Und wir konnten nur dastehen und schauen, staunen. So viel Erhabenheit. Es war unfassbar schön.
Ein weiterer Halt war „Icy Strait Point“. Besonders erwähnenswert ist dieser Ort eigentlich nicht. Überhaupt: „Ort“! Icy Strait besteht aus 4 bis 5 Häusern, einer alten Fischfabrik, die heute ein kleines Museum beherbergt, einigen Verkaufsständen und der absoluten Hauptattraktion, der „Zip-Line“. Bei dieser „Zip-Line“ wird man auf eine knapp 400 m hohe Klippe geschafft und saust von dort oben auf einem „Sesselliftsitz“ in die Tiefe. Die Zip-Tour verläuft gut 91m über dem Waldboden und die Teilnehmer können dabei durchaus knapp 100 km erreichen. Nach 90 Sekunden (!) endet diese Fahrt am Strand. Naja, wer´s mag...
Uns hat dieses Vergnügen jedenfalls nicht interessiert. Wir spazierten ein wenig am Strand entlang und bewunderten dort die schönen Steinstrukturen.
Am nächsten Morgen erreichten wir erneut Juneau. Da wir auf der Hinfahrt bereits den Mendenhall Gletscher besucht hatten, entschlossen wir uns zu einem Bummel durch die Stadt. Es tat gut ein bisschen zu laufen. Vorbei an einer Fischfabrik, gerade wurde ein frischer Fang ausgeladen, schlenderten wir in Richtung Downtown. Souvenirladen reiht sich an Souvenirladen. Schmuckgeschäft an Schmuckgeschäft. Das Angebot in diesen Geschäften ist gleichbleibend und leider, leider mussten wir feststellen, dass die meisten der angebotenen Mitbringsel „Made in China“ sind. Wirklich schöne, einheimische Handwerkskunst ist selten. Schade.
Übrigens gab es in Achorage dann doch noch einen Regentag. Was macht man da? Natürlich, man geht in´s Museum. Diesen Entschluss haben wir nicht bereut. Architektonisch war das Gebäude richtig klasse und daneben erfuhren wir viel über Flora und Fauna des Landes. Als wir das Museum verliessen schien schon wieder die Sonne und es machte Laune durch die Straßen der Stadt zu bummeln.