LANZAROTE

Um in die Fotogalerie zu kommen, klicken Sie bitte auf das Bild oder HIER

 

Die „Fundacion Cesar Manrique“ ist das ehemalige Wohnhaus des auf Lanzarote geborenen Künstlers. Wir wollen mit dem Vermächtnis Manrique´s beginnen um „seine“ Insel kennenzulernen.

 

César Manrique, Maler und Architekt, kehrte nach einem längeren Aufenthalt in den USA Ende der 60er Jahre zurück nach Lanzarote. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Inselverwaltung große Pläne um auch Lanzarote für den internationalen Tourismus zu öffnen. Manrique, in der westlichen Welt bereits ein anerkannter Künstler, war schockiert von den monströsen Hotelbauten der Nachbarinseln Teneriffa und Gran Canaria. Fest entschlossen „seiner“ Insel diese gnadenlose Vergewaltigung der Schönheit von Natur und Klima zu ersparen, nutzte der Künstler sein Können und seine Bekanntheit für den Erhalt der Ursprünglichkeit Lanzarotes. Seine Utopie war eine Insel in der Landschaft, Architektur und Kunst zu einer symbiotischen Einheit verschmelzen. Mit Hilfe der Unterstützung berühmter Freunde konnte Manrique seine Vorstellungen vielfach umsetzen und so das Aussehen Lanzarotes nachhaltig prägen. Noch heute wirken seine Ideen nach, doch leider wird seit seinem Tod, er starb 1992 bei einem Verkehrsunfall, auch immer wieder versucht den Tourismus anzukurbeln und mehr und mehr Touristenströme auf die Insel zu locken.

So viel zu Cesar Manrique. 

Sein ehemaliges, unglaublich fantasievolles Haus, heute das Museum, erbaute der Künstler auf einem riesigem Lavafeld, genauer in insgesamt fünf vulkanischen Lavablasen. Schwarz (Farbe der Lava) und Weiß sind dort die dominierenden Farben. Grotten, Nischen, Gänge ziehen sich durch das Lavafeld. Es ist, im wahrsten Sinne des Wortes, „großartig“ und man spürt den Geist Manrique´s in jedem Winkel. Perfekt hat der Künstler und Visionär das Zusammenspiel von Natur und Architektur in Einklang gebracht. Kubische, ineinander verschachtelte Formen erinnern an die traditionelle Bauweise der Insel. Riesige Panoramafenster sind direkt in das Lavagestein gesetzt und verbinden das Innen und Aussen.

 

Im Nationalpark Timanfaya

 

„Am ersten Dezembertag 1730, zwischen neun und zehn Uhr abends, brach mit einem Mal die Erde auf. Nahe von Timanfaya erhob sich ein riesenhafter Berg aus dem Schoß der Erde. Flammen schossen hoch und brannten neunzehn Tage unaufhörlich. Wenige Tage danach öffnete sich ein neuer Schlund und aus ihm stürzten wütende Lavaflüsse auf Timanfaya, Redeo und einen Teil der Mancha Blanca. Die Lava strömte über die Dörfer hinweg, anfangs sprudelnd und schnell wie Wasser, dann schwer und zäh wie Honig.“

So berichtet es Don Lorenzo Curbelo, der Pfarrer aus Yaiza und einziger Chronist der Vulkanausbrüche auf Lanzarote. Damals konnte er noch nicht wissen, dass die gewaltigen Eruptionen sechs schreckliche Jahre, von 1730 bis 1736 andauern und das Gesicht der Insel verändern würden, denn fast ein Drittel der Landschaft mit ihren ehemals fruchtbaren Feldern wurde vollständig verwüstet. Elf Ortschaften wurden unter einer dicken Lavaschicht begraben.

 

Liebe Freunde, nach der „Fundacion Cesar Manrique“ standen für uns die „Feuerberge“ als zweiter Ausflug auf dem Programm, davon überzeugt, dass man diese gewaltige Kraterlandschaft gesehen haben muss, um Lanzarote verstehen, spüren, fühlen zu können.

Gleich nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Es sind nur wenige Kilometer bis Yaiza. Von dort führt uns eine schmale Straße mitten hinein in die unwirkliche Vulkanlandschaft der Feuerberge.

 

Allein die Fahrt auf dieser schmalen Strasse hin zum heutigen Nationalpark (seit 1974), dem eigentlichen Kerngebiet der Naturkatastrophe, lässt uns immer wieder erschauern und den Atem stocken ob der unbeschreiblichen Ausblicke. Immer wieder halten wir an um zu schauen, zu spüren. Doch nicht nur wir. So ziemlich hinter jeder Kurve hält ein Auto am Straßenrand, was auch bedeutet, dass alle nachfolgenden Autos halten müssen da die Straße bei Gegenverkehr einfach zu schmal ist um zu überholen. Dann erreichen wir den Eingang zum Nationalpark und fahren, nach dem Bezahlen der Gebühr von 8 Euro, mitten hinein in die Landschaft der sichtbar entfesselten Naturgewalten...

„Montanas del Fuego“, so heißt die bizarre Mondlandschaft im Spanischen. Über 25 Krater und über 100 Vulkankegel verteilen sich auf einer riesigen Fläche. Sie leuchten, je nach Licht- bzw. Sonneneinfall, in den unterschiedlichsten Rot-, Gelb- und Brauntönen.

 

Auf dem Plateau „Islote de Hilario“ gibt es einen Parkplatz, ein Restaurant und einen kleinen Laden. Von hier starten auch kleinere Busse zu einer 30 minütigen Tour kreuz und quer durch diese gigantische Kraterlandschaft. Wir können uns zunächst nicht entschliessen in einen der Busse einzusteigen. Müssen zuerst einmal ganz in Ruhe schauen, doch es ist schier unfassbar was sich unseren Augen und Sinnen bietet. Wir erschaudern, der Atem stockt. Verbrannte Erde. Lava- und Schlackenfelder so weit das Auge reicht. Ganze Bergkuppen weg gesprengt. Wie offene, rissige Wunden wirken die tiefen Schlünde. Gelb-rostrot verschorft. Und in der Ferne leuchtet das azurblaue Meer.

Ja, diese Insel ist, wie es eine Buchhändlerin auf Fuerte sagte, heiß. Überall spüren wir den heißen, lebendigen Atem der Erde. Dieses Pulsieren, dieses Kochen und Glühen des Erdinneren. Diese unglaubliche Energie. Sie brennt sich ein bis tief in unser Innerstes...

 

Das Plateau „Islote de Hilario“ ist übrigens nach dem Eremiten Hilario benannt. Hilario lebte hier mit seinem Kamel fünfzig Jahre. Einer Legende nach gelang es ihm hier oben einen Feigenbaum zu pflanzen, der auch Wurzeln schlug. „Aber nie trug er Früchte, denn seine Blüten konnten sich nicht von den Flammen ernähren.“

 

Das „Islote de Hilario“ auf dem wir gerade stehen, ist der heißeste Punkt. Knapp sechs Meter unter der Oberfläche herrscht noch heute eine Temperatur von über 400 Grad! Eindrucksvoll wird dies demonstriert. Aus einer Feuerstelle entsteigt leichter Rauch. Nun wird ein Buschen Ginsterzweige hineingeworfen. In Sekundenschnelle entzünden sich die Reiser. Flammen schießen aus dem Loch hervor. Anderen Erdlöchern entströmt ein weißer Dampf. Wir werden aufgefordert Abstand zu halten bevor ein Angestellter einen Eimer Wasser in eines der Löcher schüttet. Mit einem gewaltigen Knall schießt sofort ein meterhoher Geysir empor.

 

Wir besuchen das von Cesar Manrique gestaltete, kreisrunde Restaurant. Auf jedem der umlaufenden Panoramafenster leuchtet sein Zeichen, der rote Diablo (Teufel) mit Dreizack. Aufgrund der hohen Temperaturen wurde das Haus ausschließlich aus Stein und Metall erbaut. Die Köche des Restaurants nutzen die Erdwärme und grillen Fleisch und Fisch auf einem großen Rost über einer brunnenartigen Vertiefung.

Wir steigen in den Bus um uns durch die Kraterlandschaft fahren zu lassen. 

Vierzehn Kilometer zieht sich eine äußerst schmale Straße durch den Nationalpark. Im Schritttempo fahren die Busse durch Hohlwege aus erstarrter Lavamasse. An anderen Stellen fällt die Landschaft gnadenlos steil in die Tiefe. Doch dies nehme ich nicht wahr. Wie gebannt hängen meine, hängen unsere Blicke an der langsam vorbei gleitenden Vulkanlandschaft... 

Es ist unbeschreiblich! Eine schier unendliche Masse von Schlacke, aufgeschichtet, aufeinander in Schichten erstarrt. Dann wieder tropfenförmig nach unten herab hängend. Tiefschwarze Berghänge mit vom Sonnenlicht fantastisch gemalten Schattenfeldern. Dazwischen leuchten hellgrüne Tupfen von kleinen Büschen und Gräsern. Diese Farben, dieses Licht! Wir halten den Atem an, spüren erneut und unmittelbar die Urgewalt unserer Erde, werden ein Teil dieser gigantischen Kraft. Ich schäme mich nicht zu sagen, dass uns mehrmals aufsteigende Tränen um Fassung ringen lassen, während vor dem Fenster die Landschaft vorbei zieht und im Bus aus der Chronik des Pfarrers von Yaiza über die Katastrophe erzählt wird. An manchen Stellen bleibt der Bus stehen. Dann erklingt Musik von Beethoven und später, während der Fahrt durch die „Schlucht des Feuers“, Strauss „Zarathustra“.